Was ist Körperdysmorphie?
Was bedeutet BDD konkret? - Persönliche Perspektiven
Für Menschen mit einer körperdysmorphen Störung fühlt sich der eigene Körper häufig wie ein ständiges Problem an. Betroffene nehmen kleinste, objektiv kaum wahrnehmbare Merkmale als schwerwiegende "Unschönheiten" wahr und erleben dadurch ein stark verzerrtes Körperbild. Die gedankliche Beschäftigung mit diesen vermeintlichen Fehlern kann so intensiv werden, dass sie grosse Teile des Alltags bestimmt. Ein Betroffener beschreibt es wie folgt:
„Ich sehe ständig Fehler an mir, die niemand sonst bemerkt. Egal, wie viel ich trainiere oder wie sehr ich auf meine Ernährung achte, ich finde mich nicht muskulös genug. Ich verbringe Stunden damit, meinen Körper im Spiegel zu kontrollieren, zu vergleichen oder Mängel zu verstecken. Es ist nie gut genug. Dieses Denken verfolgt mich überall hin.“
Man muss jedoch erwähnen, dass dieser Betroffene über die Bigorexie spricht, eine Unterform der körperdysmorphen Störung, bei der sich die Wahrnehmung auf die eigene Muskulatur richtet und das Gefühl entsteht, trotz sichtbarer Fitness nicht kräftig oder definiert genug zu sein. Nur eines von vielen Beispielen welches zeigt, wie unterschiedlich sich die Symptome der KDS äussern können und wie stark das Störungsbild das Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst. Viele Betroffene beschreiben ein Gefühl ständiger Selbstkritik und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Trotz objektiver Normalität empfinden sie sich als unattraktiv oder fehlerhaft. Häufig sind Scham, Angst vor Ablehnung und sozialer Rückzug die Folge. Der Blick in den Spiegel oder das Verlassen des Hauses kann für manche zur täglichen Belastung werden.
Diese anhaltende innere Anspannung führt nicht selten zu depressiven Verstimmungen, geringem Selbstwertgefühl und einem tiefen Gefühl der Hilflosigkeit. Für Aussenstehende sind diese Empfindungen oft schwer nachvollziehbar, da die wahrgenommenen Makel objektiv kaum oder gar nicht sichtbar sind. Für die Betroffenen jedoch sind sie allgegenwärtig und bestimmen ihr Denken und Handeln. Diese emotionale Belastung und die individuelle Wahrnehmung des eigenen Körpers werden im späteren Verlauf der Einleitung noch deutlicher sichtbar, wenn die Ergebnisse der Interviews vorgestellt werden. Dort zeigen sich die beschriebenen Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen auf eindrückliche Weise in den persönlichen Schilderungen der Betroffenen.

Definition und diagnostische Kriterien
Die körperdysmorphe Störung ist eine psychische Erkrankung, die im ICD-11 (International Classification of Diseases, 11th Revision) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter dem Diagnoseschlüssel 6B21 als eigenständige Störung klassifiziert ist. Zentrales Merkmal ist eine anhaltende und übermässige gedankliche Beschäftigung mit einem oder mehreren körperlichen Merkmalen, die als unvollkommen, entstellt oder hässlich wahrgenommen werden.
Im Folgenden werden die diagnostischen Kriterien des ICD-11 vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf diesem Klassifikationssystem, da der ICD-11 das aktuellste und international gültige Referenzwerk für die Einordnung psychischer und körperlicher Erkrankungen darstellt. Die Kriterien werden durch erläuternde Beschreibungen ergänzt, die typische Symptome und Verhaltensweisen der körperdysmorphen Störung näher erläutern.
Kriterien im ICD-11 mit Erklärungen:
Kriterium 1:
Anhaltende gedankliche Beschäftigung mit einem oder mehreren wahrgenommenen Mängeln oder Fehlern im äusseren Erscheinungsbild, oder mit dem allgemeinen Empfinden, hässlich zu sein. Diese Merkmale sind für andere Menschen entweder nicht wahrnehmbar oder nur geringfügig auffällig.
Kriterium 2:
Übermässiges Selbstbewusstsein in Bezug auf die wahrgenommenen Mängel, häufig begleitet von Gedankenbezügen, also der Überzeugung, dass andere Menschen den vermeintlichen Makel bemerken, beurteilen oder über ihn sprechen.
Kriterium 3:
Die gedankliche Beschäftigung oder Selbstwahrnehmung ist mit einem oder mehreren der folgenden Verhaltensmuster verbunden:
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Wiederholte und übermässige Handlungen, z. B. ständiges Prüfen des eigenen Aussehens oder Vergleich mit anderen Personen.
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Übermässige Versuche, den wahrgenommenen Makel zu verbergen oder zu verändern, etwa durch aufwändige Kleidung, Make-up, Frisuren oder nicht notwendige kosmetische Eingriffe.
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Deutliches Vermeidungsverhalten gegenüber Situationen oder Reizen, die das Unbehagen über den wahrgenommenen Makel verstärken (z. B. Spiegel, Umkleideräume, Schwimmbäder).
Kriterium 4:
Die Symptome sind nicht Ausdruck einer anderen medizinischen Erkrankung und nicht durch Substanzen oder Medikamente (einschliesslich Entzugserscheinungen) bedingt.
Kriterium 5:
Die Symptome führen zu erheblichem seelischem Leiden oder zu deutlichen Beeinträchtigungen in wichtigen Lebensbereichen, etwa im persönlichen, familiären, sozialen, schulischen oder beruflichen Umfeld. Wenn die Funktionsfähigkeit erhalten bleibt, geschieht dies meist nur durch ein deutlich erhöhtes Mass an Anstrengung.
Die körperdysmorphe Störung weist zwar gewisse Überschneidungen mit anderen psychischen Erkrankungen auf, beispielsweise mit Zwangs- oder Essstörungen, unterscheidet sich jedoch in ihrem zentralen Merkmal deutlich von diesen. Während bei Essstörungen das Gewicht oder die Körperform im Vordergrund steht, richtet sich die gedankliche Beschäftigung bei der KDS auf einzelne Körpermerkmale wie Haut, Nase, Haare oder Muskulatur. Betroffene erleben diese Merkmale als unvollkommen, asymmetrisch oder entstellt, auch wenn sie objektiv normal erscheinen. Wie im Kriterium 1 des ICD-11 beschrieben, besteht dabei eine anhaltende, übermässige gedankliche Beschäftigung mit wahrgenommenen Makeln, die für Aussenstehende kaum sichtbar sind. Diese Fokussierung auf spezifische Details führt zu einem hohen Leidensdruck und einer einzigartigen Symptomatik, die sowohl die Diagnostik als auch die Behandlung erschwert. Häufig zeigen Betroffene Verhaltensmuster, die dem Kriterium 3 entsprechen, wie wiederholtes Kontrollieren des Aussehens oder der Vergleich mit anderen Personen. Die KDS erfordert daher eine besonders differenzierte Betrachtung, um sie klar von anderen psychischen Erkrankungen abzugrenzen und angemessen zu behandeln.
Viele Betroffene schämen sich für ihre Gedanken und Verhaltensweisen und vermeiden es, offen darüber zu sprechen. Oft verbergen sie ihre Sorgen hinter Perfektionismus oder äusserlicher Kontrolle, was dazu führt, dass ihr Verhalten nach aussen hin unauffällig erscheint. Wiederholtes Prüfen des Spiegels oder das Abdecken vermeintlicher Makel: typische Beispiele für die im Kriterium 3 genannten wiederholten und übermässigen Handlungen. Diese werden häufig fälschlicherweise als normale Eitelkeit oder als Ausdruck von Ehrgeiz interpretiert, z.B. im Fitness- oder Bodybuilding-Kontext. Dadurch bleibt die Erkrankung oft über Jahre unerkannt. Hinzu kommt, dass die gesellschaftliche Haltung gegenüber psychischen Störungen noch immer von Scham und Missverständnissen geprägt ist. Viele Menschen scheuen sich, Hilfe zu suchen, aus Angst, nicht ernst genommen zu werden, so wie sie es vom eigenen Umkreis kennen. Diese Faktoren erschweren die frühzeitige Diagnose erheblich und führen dazu, dass viele Betroffene erst spät oder gar nicht die notwendige Unterstützung erhalten.
In der heutigen Gesellschaft nimmt das äussere Erscheinungsbild einen immer grösseren Stellenwert ein. Schönheitsideale werden zunehmend durch soziale Medien, Werbung und Prominentenkultur geprägt, die häufig ein unrealistisches und unerreichbares Bild von Attraktivität vermitteln. Plattformen wie Instagram oder TikTok verstärken diesen Druck, indem sie täglich Bilder fehlerloser Körper zeigen, die oft digital bearbeitet oder idealisiert sind. Besonders junge Menschen sind dieser ständigen Vergleichssituation ausgesetzt und beginnen, ihre eigene Erscheinung kritisch zu hinterfragen. Das Streben nach Perfektion kann sich schleichend zu einer ungesunden Selbstwahrnehmung entwickeln, in der kleine vermeintliche Makel übermässig an Bedeutung gewinnen, ganz im Sinne des Kriteriums 2, das die übermässige Selbstaufmerksamkeit und die ständige Angst vor Bewertung durch andere beschreibt. Wie im Kriterium 5 dargestellt, führt diese ständige innere Anspannung langfristig zu erheblichem seelischem Leiden und kann zentrale Lebensbereiche beeinträchtigen. Die KDS ist daher nicht nur eine individuelle psychische Belastung, sondern auch ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Sie verdeutlicht, wie stark Selbstwertgefühl und Identität heute vom äusseren Erscheinungsbild beeinflusst werden und wie eng persönliche Wahrnehmung und gesellschaftlicher Druck miteinander verknüpft sind.
Ursachen und Risikofaktoren
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Die Ursachen und Risikofaktoren der Körperdysmorphen Störung (KDS) sind komplex und beruhen auf einem vielschichtigen Zusammenspiel biologischer, psychologischer sowie sozialer und kultureller Einflüsse. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung, deren Entstehung nicht auf einen einzelnen Auslöser zurückgeführt werden kann, sondern die sich aus der Wechselwirkung zahlreicher Faktoren entwickelt. Dieses Zusammenwirken biologischer Anlagen, individueller Erfahrungen und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen erklärt, warum sich die KDS in unterschiedlichen Lebensphasen und Ausprägungen manifestieren kann.
Auf biologischer Ebene weisen zahlreiche Forschungsergebnisse auf eine genetische Komponente hin. Menschen, in deren Familie bereits Zwangsstörungen oder andere psychische Erkrankungen vorkommen, zeigen ein deutlich erhöhtes Risiko, eine Körperdysmorphe Störung zu entwickeln. Laut den MSD Manuals tritt die Erkrankung häufig im Jugendalter oder frühen Erwachsenenalter erstmals auf – einer Phase, in der sich Identität und Körperbild stark verändern und in der hormonelle, emotionale und soziale Einflüsse ineinandergreifen. Zudem spielt der Neurotransmitter Serotonin eine wichtige Rolle, da er maßgeblich an der Regulierung von Stimmung, Impulskontrolle und Wahrnehmung beteiligt ist. Studien zeigen, dass Medikamente aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bei vielen Betroffenen die Symptome deutlich lindern, was auf ein gestörtes serotonerges Gleichgewicht hindeutet. Ergänzend dazu belegen neurowissenschaftliche Untersuchungen, dass bei Menschen mit KDS bestimmte Hirnregionen – insbesondere der visuelle Kortex, die Amygdala und der präfrontale Kortex – abweichende Aktivitätsmuster aufweisen. Diese Unterschiede führen dazu, dass kleinste Details des eigenen Körpers übermäßig wahrgenommen werden, während das Gesamtbild verzerrt erscheint. Dadurch entsteht eine ständige Fokussierung auf vermeintliche Makel, die objektiv kaum erkennbar sind, für Betroffene aber enorme emotionale Bedeutung haben.
Neben biologischen Grundlagen spielen psychologische Faktoren eine zentrale Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung. Wie Focus Online beschreibt, zeigen viele Betroffene Persönlichkeitsmerkmale wie stark ausgeprägten Perfektionismus, ein geringes Selbstwertgefühl und eine hohe Sensibilität gegenüber Kritik. Diese Eigenschaften begünstigen eine übermäßige Selbstbeobachtung, bei der das äußere Erscheinungsbild zur Hauptquelle des Selbstwertes wird. Frühkindliche Erlebnisse prägen diesen Mechanismus wesentlich: Wiederholte Kritik, Hänseleien oder Mobbing können dazu führen, dass Kinder lernen, Anerkennung über ihr Aussehen zu gewinnen, insbesondere wenn in ihrem Umfeld äußere Merkmale stärker betont werden als innere Eigenschaften. Auch eine überbehütete Erziehung, in der wenig Raum für Fehler und Frustration besteht, kann ein instabiles Selbstbild fördern. Im weiteren Verlauf des Lebens wird der Körper dann häufig zu einer Projektionsfläche für innere Konflikte – Gefühle von Unzulänglichkeit, Angst oder Kontrollverlust werden auf körperliche Merkmale übertragen. So entsteht ein Kreislauf aus Selbstbeobachtung, Unzufriedenheit und Kontrollverhalten, der kurzfristig Entlastung bietet, langfristig jedoch die Störung verstärkt. Viele Betroffene entwickeln ritualisierte Gewohnheiten wie häufiges Spiegelkontrollieren, ständiges Vergleichen mit anderen oder exzessive Körperpflege, die zu sozialem Rückzug und psychischer Erschöpfung führen.
Verstärkt wird diese Dynamik durch soziale und kulturelle Einflüsse. In einer Gesellschaft, die stark von medialen Bildern geprägt ist, wird Schönheit zunehmend mit Erfolg, Disziplin und Selbstwert gleichgesetzt. Über soziale Netzwerke, Werbung und digitale Medien werden täglich idealisierte Körper präsentiert, die durch Bildbearbeitung und Filter oft nichts mit der Realität zu tun haben. Laut Wikipedia sind insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene anfällig für diese Einflüsse, da ihr Selbstbild in dieser Lebensphase noch instabil ist und stark von äußerer Bestätigung abhängt. Die ständige Vergleichsmöglichkeit in sozialen Medien erzeugt ein unrealistisches Ideal, dem Betroffene zwanghaft nacheifern. Gleichzeitig fördert die gesellschaftliche Verfügbarkeit kosmetischer Eingriffe und ästhetischer Behandlungen das Gefühl, ständig etwas am eigenen Körper verbessern zu müssen. Wer diesen Möglichkeiten nachgibt, erlebt oft nur kurzfristige Erleichterung, da die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen in der Regel bestehen bleibt oder sogar zunimmt.
Insgesamt zeigt sich, dass die Körperdysmorphe Störung aus einem vielschichtigen Netz biologischer, psychologischer und gesellschaftlicher Einflüsse entsteht, die sich gegenseitig bedingen und verstärken. Genetische und neurobiologische Besonderheiten bilden die Grundlage, psychologische Faktoren wie Perfektionismus, Selbstzweifel und belastende Kindheitserfahrungen prägen das innere Erleben, während kulturelle Normen und mediale Ideale den äußeren Druck verstärken. Besonders gefährdet sind Menschen in Phasen der Identitätssuche, in denen Selbstwert und äußere Erscheinung eng miteinander verknüpft sind. Das Zusammenspiel dieser Faktoren führt zu einem Kreislauf aus verzerrter Wahrnehmung, Selbstkritik und zwanghaftem Verhalten, der den Alltag der Betroffenen tiefgreifend beeinflusst. Das Verständnis dieser komplexen Ursachenstruktur ist entscheidend, um geeignete Präventions- und Behandlungsansätze zu entwickeln und die Störung nicht nur als individuelles, sondern auch als gesellschaftliches Problem zu erkennen.
Muskel-Dysmorphie
Die Muskel-Dysmorphie, auch Bigorexie oder Adonis-Komplex genannt, ist eine Form der körperdysmorphen Störung, bei der Betroffene ihren Körper als zu schmächtig oder unzureichend muskulös wahrnehmen, obwohl sie objektiv oft überdurchschnittlich trainiert sind. Im Gegensatz zur Magersucht, bei der das Ziel der Gewichtsverlust ist, steht bei der Muskel-Dysmorphie der Aufbau von Muskelmasse im Vordergrund. Betroffene verbringen häufig viele Stunden täglich mit Krafttraining, achten zwanghaft auf ihre Ernährung und fürchten sich davor, Muskelmasse zu verlieren. Schon kleine Abweichungen vom Trainings- oder Ernährungsplan können zu Schuldgefühlen, Unruhe oder Angst führen. Diese Fixierung beeinflusst das soziale Leben, Partnerschaften und den Berufsalltag und kann zu sozialer Isolation führen. Oft liegt der Störung ein geringes Selbstwertgefühl, Perfektionismus oder negative Erfahrungen wie Mobbing und Kritik in der Kindheit zugrunde. Der Wunsch nach Kontrolle über den eigenen Körper dient dabei häufig als Bewältigungsstrategie, um Unsicherheiten oder emotionale Belastungen auszugleichen. Besonders bei jungen Männern kann ein verspäteter körperlicher Reifungsprozess oder das Gefühl von Schwäche das Bedürfnis verstärken, sich über körperliche Stärke und Muskeln zu definieren. Das Fitnessstudio wird dabei oft zum Rückzugsort – einem Ort, an dem Stärke sichtbar gemacht und innere Unsicherheit überdeckt wird. Diese innere Dynamik zwischen Selbstzweifel und dem Streben nach Kontrolle ist ein zentrales Merkmal der Muskel-Dysmorphie und macht deutlich, wie tief die Erkrankung in das Denken und Fühlen der Betroffenen eingreift.
Gesellschaftliche und mediale Einflüsse verstärken diese Dynamik zusätzlich. In der heutigen Zeit gilt ein muskulöser, definierter Körper als Symbol für Disziplin, Erfolg und Attraktivität. Soziale Medien tragen dazu bei, indem sie vermeintlich perfekte Körperbilder zeigen und damit unrealistische Schönheitsideale vermitteln. Viele junge Menschen vergleichen sich mit diesen Bildern und machen ihr Selbstwertgefühl fast vollständig vom äußeren Erscheinungsbild abhängig, wodurch die Grenze zwischen gesundem Training und krankhaftem Zwang zunehmend verschwimmt. Körperlich kann die Störung schwerwiegende Folgen haben: Übertraining, strenge Diäten oder der Konsum von Steroiden führen oft zu hormonellen Problemen, Erschöpfung, Depressionen und Angstzuständen. Besonders gefährlich ist, dass die Erkrankung häufig verharmlost oder sogar als Zeichen von Disziplin bewundert wird, was den Zugang zu Hilfe erschwert. Eine erfolgreiche Behandlung beruht auf psychologischer Betreuung und Aufklärung. Ziel ist es, ein realistisches Körperbild zu entwickeln, den Druck zur Selbstoptimierung zu verringern und gesunde Wege zu finden, mit Unsicherheit und Stress umzugehen. Nur durch Aufklärung, offene Gespräche und Verständnis kann verhindert werden, dass aus dem Streben nach Perfektion ein zerstörerischer Zwang wird. In einem späteren Interview wird noch deutlicher sichtbar, wie sich die Bigorexie im Alltag anfühlen kann, welche Gedanken Betroffene beschäftigen und wie stark sie unter dem inneren Druck leiden, immer mehr erreichen zu müssen.
„Zwischen dem, was du siehst, und dem, was du bist, liegt oft mehr, als du denkst.“